Mit dem Verein „Zeichen gegen Mobbing“ habe ich die vier wichtigsten Fragen und Fakten zu dem Thema erarbeitet. Wichtig dabei ist zu erkennen, wann Mobbing beginnt und wo es schnelle Hilfe für Betroffene gibt.
Mindestens 500.000 Schüler*innen sind jedes Jahr an weiterführenden Schulen in Deutschland von Mobbing betroffen. Die Gründe, warum jemand gemobbt wird, können völlig unterschiedlich sein.
Opfer kann jede*r werden!
Deshalb ist es auch wichtig, dass man das Thema immer wieder thematisiert und Hilfestellung anbietet.
Welche „Formen“ von Mobbing sind an Schulen am häufigsten?
Stell‘ dir zunächst einmal vor, du bist gerade auf dem Schulhof. Was kannst du dort wahrnehmen? „Fick dich!“ und „Du Wichser!“ zählen zu den häufigsten Beleidigungen. Vielleicht siehst du auch jemanden alleine auf dem Schulhof stehen, weil sie*er von ihren*seinen Mitschüler*innen ignoriert wird. Beide Situationen sind Gewaltübergriffe. Unter dem Begriff „Gewalt“ verstehen wir nicht nur körperliche Gewalt, sondern auch seelische Angriffe wie z. B. Beschimpfungen oder Ausgrenzungen. Verbale Gewalt ist tatsächlich auch die Gewaltform, die am häufigsten in Schulen stattfindet. Ich bin mir sicher, neben meinen zwei Beispielen fallen dir noch viele weitere Beleidigungen aus deinem Schulalltag ein, die man zu hören bekommt. In WhatsApp-Gruppen geht es dann schnell weiter.
Der Unterschied zwischen Konflikt und Mobbing! Wo liegt die Grenze, also wo hört ein Streich auf und beginnt das Mobbing?
Ein wenig Spaß im Umgang untereinander gehört in der Schule dazu, um den Unterricht, nervige Situationen und ätzende Klassenarbeiten auszuhalten. Ein Problem wird es dann, wenn das immer wieder die gleiche Person abbekommt und sie das nicht mehr lustig findet.
Mobbing kann durch verschiedene Formen von Gewalt stattfinden, von denen – im Unterschied zu einem Konflikt – die gleiche Person immer wieder und über einen längeren Zeitraum angegriffen wird. Die von Mobbing betroffene Person ist den Täter*innen unterlegen. Vielleicht sind es mehrere Täter*innen bzw. stärkere Mitschüler*innen oder Leute, die mehr Ansehen in der Klasse haben. Konflikte finden dagegen in der Regel auf Augenhöhe statt. Außerdem ist die*der Betroffene auf Unterstützung von anderen angewiesen, damit die Mobbingsituation aufhört. Konflikte lösen sich oft von selbst.
Folgen hat es für Betroffene immer! Ein Beispiel, wie Mobbing in der Schule vorkommen kann.
Fakt ist: Auch Beleidigungen können Folgen haben. Anders als bei einem Schlag ins Gesicht sind die aber viel schwieriger für andere wahrzunehmen. Angenommen, mir würde immer wieder von meinen Mitschüler*innen gesagt werden, dass sie mich nicht mögen, weil ich übergewichtig bin, beginne ich irgendwann, an mir zu zweifeln. Für mich entsteht der Eindruck, dass ich von niemandem gemocht werde. Denn Menschen fällt es viel schwerer, Komplimente zu vergeben, als Beleidigungen auszuteilen. Früher oder später glaube ich daran, dass ich schlechter und weniger wert bin als andere. Spätestens dann fällt es mir auch nicht mehr leicht, auf andere Menschen zuzugehen. Lieber ziehe ich mich zurück und bin alleine. Glücklich bin ich damit trotzdem nicht. Wenn sich nichts ändert, habe ich vielleicht mein Leben lang damit zu kämpfen, dass ich während der Schulzeit niedergemacht wurde. Antriebslosigkeit, Bindungsängste, Vertrauensprobleme und Depressionen sind nur Beispiele für das, was mir bevorstehen kann. Aber alleine kann ich nichts verändern. In der Schule habe ich versucht, mich zu wehren und den anderen aus dem Weg zu gehen. Geändert hat sich jedoch nichts. Auch am Handy lese ich immer wieder, wie die anderen sich über mich lustig machen. Dabei möchte ich eigentlich nur dazugehören. Das ist nur ein Beispiel von vielen, wie Mobbing täglich an Schulen vorkommt.
Wie und wo können sich Betroffene Hilfe holen?
Motivation: Sich als Betroffene*r Hilfe zu holen, kostet viel Überwindung. Aber danach wird es leichter. Wir bekommen leider immer wieder mit, dass Betroffene ihre aktuelle Situation akzeptiert haben. Sie haben Angst, dass es sonst noch schlimmer wird. Aber so ist es nicht. Wir konnten schon vielen Schüler*innen in ihrer Situation erfolgreich helfen. Sich einer vertrauten Person zu öffnen, kann noch nichts verschlimmern. Gemeinsam kann man an einer Lösung arbeiten. Gehandelt wird nur, wenn die*der Betroffene auch damit einverstanden ist.
In Schulen: An vielen Schulen gibt es Schulsozialarbeiter*innen, die perfekt geeignet sind, um sich jemandem zu öffnen, weil sie sogar verpflichtet sind, sich an die Schweigepflicht zu halten. Aber auch Vertrauenslehrer*innen können Ansprechpartner sein.
Private Bezugspersonen: Mit Eltern und Freund*innen kann man besprechen, dass Erzähltes nicht weitererzählt werden soll. In der Schule lässt sich allerdings oft besser darüber reden, was man machen kann. Eltern und Freund*innen haben da einfach weniger Möglichkeiten zu handeln.
Das Team „Zeichen gegen Mobbing e.V.“: Natürlich stehen auch wir vom ZgM-Team jederzeit bereit, haben ein offenes Ohr und bieten unsere Unterstützung an.
Kontaktieren kann man das ZgM-Team über Facebook , Instagram (@zeichengegenmobbing),
WhatsApp (0176 4571 4095) oder per E-Mail ([email protected]).
Livia Kerp