Sehr viele Jugendliche haben Angst vor einer unkontrollierbaren Klimaerwärmung und deren Folgen in der Zukunft. Das sieht man auch durch die „Fridays for Future“ Schüler-Demos.
Nachgefragt bei Prof. Stefan Rahmstorf über die Folgen einer Erderwärmung von 4 Grad.
Nun gibt es nicht nur Kritik aus der älteren Generation gegenüber den Freitags-Demonstrationen von Schülern, sondern auch generelle Zweifel an einen Klimawandel. Für mich ist diese Kritik nicht wirklich nachvollziehbar. Denn jeder Unterricht der durch einen Streik verpasst wurde, wird auch wieder nachgeholt. Und wer eine Klimaerwärmung tatsächlich anzweifelt, der zweifelt auch die Glaubwürdigkeit der Klimaforscher. Was ich für schwierig halte, denn Klimaforscher sind nun mal Fachleute auf dem Gebiet, so wie ein Mathelehrer für das Rechnen oder ein Arzt für Krankheiten ist. Ich denke man sollte Fachleute auf ihrem Fachgebiet nicht anzweifeln. Also ganz einfach und bildlich Ausgedrückt. Wenn zu mir ein Mathelehrer sagt, 1 + 1 = 2, dann behaupte ich nicht, dass das Ergebnis in Wirklichkeit eine 3 wäre, nur weil es mir besser in den Kram passt.
Was bedeutet jetzt eigentlich die Klimaerwärmung für unsere Umwelt? Die Klimaerwärmung bedeutet einerseits Trockenheit aber andererseits auch Anstieg des Meeresspiegels. Was natürlich in doppelter Hinsicht zu katastrophalen Folgen führen kann.
Prof. Stefan Rahmstorf, Klimatologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam und Unterstützer von „Fridays for Future“ hat einmal gesagt, wenn die Emissionen ungebremst weiter steigen würde, dann werden wir gegen Ende dieses Jahrhunderts eine Erwärmung um 4 Grad gegenüber dem vorindustriellen Temperaturniveau bekommen. Also doppelt so viel Grad wie im Pariser Abkommen eigentlich geplant wurde.
Wie wären nun aber die Folgen bei einer Erderwärmung von 4 Grad? Prof. Stefan Rahmstorf hat auf meine Nachfrage dazu folgende Meinung: Das ist schwer zu beantworten. Das entspricht etwa dem Unterschied zwischen der letzten Eiszeit und dem vorindustriellen Klima (also sagen wir 18./19. Jahrhundert). In der Eiszeit bedeckten riesige, tausende Meter dicke Eispanzer große Teile von Nordamerika und Eurasien, wo in nördlichen Breiten heute üppige Wälder wachsen stapften Mammuts über die eisige Tundra, und der globale Meeresspiegel lag 120 Meter niedriger.
Eine 4 Grad wärmere Welt würde in den kommenden Jahrhunderten den Meeresspiegel um etliche Meter steigen lassen (das vorhandene Eis auf der Erde würde sogar für insgesamt 65 Meter Anstieg reichen, wenn es komplett schmilzt). Viel früher würden wir aber unter Wetterextremen, Dürren und Missernten leiden. Wahrscheinlich wären Hungersnöte und Massenmigration in bislang ungekanntem Ausmaß die Folge. Man kann und möchte sich das im Einzelnen überhaupt nicht ausmalen.
Prof. Stefan Rahmstorf sieht aktuell vor allem Venedig als einen der Verlierer des Meeresanstieges.
Der Meeresspiegel reagiert sehr träge und verzögert auf die globale Erwärmung – er beginnt sehr langsam, beschleunigt sich aber allmählich und ist für Jahrhunderte nicht mehr aufzuhalten. Anfangs – und in dieser Phase sind wir derzeit – führt er nur punktuell zu Problemen. Dort wo mehrere Faktoren zusammen kommen, etwa Meeresspiegel und Landsenkung wie in Venedig, wo immer häufiger der Piazza San Marco unter Wasser steht.
Als Jugendliche sind das natürlich Zukunftsszenarien die nicht unbedingt für Fröhlichkeit sorgen. Und so sollte man auch die „Fridays for Future“ Schüler-Demos sehen, nämlich einfach nur als Weckruf für die Politik endlich dagegen etwas zu machen. Um mehr geht es ja nicht, damit zumindest eine Chance besteht, um diese Folgen in der Zukunft nicht erleben zu müssen. Und dass es Klimaforscher wie Prof. Stefan Rahmstorf gibt, die Jugendliche dabei unterstützen, macht das Ganze nicht nur glaubhafter, sondern zeigt auch, dass immer weniger Zeit zum Handeln bleibt.