Aus meiner Kolumne für das Online-Magazin LangweileDich.net:
Ich bin eine Snapchaterin aus der Gattung der Smartphone-Generation. Wir haben die Fähigkeit, immer und überall dabei zu sein, ohne irgendwie wirklich dabei zu sein. Wir Snapchater finden es toll, jeden Tag Selfies von Freunden gesendet zu bekommen, und so zu sehen, was sie machen, essen, trinken oder wie ihre sportlichen Leistungen waren. Man wird, ob man will oder nicht, immer auf den neuesten Stand gebracht.
Das Handy ist ständig und überall dabei, auch auf den sehr ruhigen Örtchen. Keine Zeit bleibt ungenutzt zum Checken der Mails oder Instagram Accounts. Für manche Teenies ist das Handy sogar schon der beste Freund, der einen nie im Sticht lässt. Außer der Akku ist leer. Aber zum Glück gibt es ja Powerbanks.
Als kleines Beispiel. Vor ein paar Tagen war ich mit ein paar Freunden beim Essen in einem Lokal mitten in der Stadt. Am Nebentisch eine Gruppe von 20– bis 30-jährigen Mädels. Als sie das Essen serviert bekamen, wurde erst einmal das Essen fotografiert. Das witzige dabei war, dass das gleiche Ritual an jedem einzelnen Tisch zu beobachten war. Natürlich auch an meinem Tisch. Auch ich zuckte mein Handy als das Essen auf den Tisch kam. Um im Anschluss das Foto auf Snapchat oder Instagram zu teilen.
Egal ob das „Best Schnitzel in Town“ wie im ► Steinheil 16 oder das edelste Menü hoch über der Stadt im ► Restaurant 181 auf dem Olympiaturm wird fotografiert und geteilt. Denn auch Selfinatoren haben mal Hunger.
Natürlich darf danach das obligatorische Gruppen-Selfie nicht fehlen. Als dann alles fotografiert und geteilt war, ging es an das Essen. Ok, es war nicht mehr sehr heiß aber was soll’s. Hauptsache, wir haben es der Welt mitgeteilt, was und mit wem wir gerade essen.
Und dieser neue Trend ist glaube ich nicht mehr exklusiv in meiner Generation anzutreffen. Ich habe es schon in allen Altersklassen beobachten können. Es ist eben der Wandel der Zeit, in der die digitalen Medien langsam das Verhalten der Menschen verändert.
Dann gibt es ja auch noch ein anderes Phänomen: Selfies mit Snapchatfilter. Also die sogenannten Fake-Selfies mit längeren Wimpern, größeren Augen, schmaleren Gesicht oder mit Blümchen bzw. Sternchen auf dem Kopf. Jeder Selfinator hat diese Effekte ja schon benutzt. Die Fotos haben zwar nichts mehr mit der Realität zu tun, aber bei manchen ist das ein wirklicher Vorteil. Natürlichkeit wird da oft überbewertet. Das merke ich besonders, wenn ich ungeschminkt in die Schule gehe. Der erste Satz, den ich dann immer wieder höre ist: „Wie geht es dir? Du siehst so krank aus!“ Danke für nichts, sag ich da nur.
Natürlich will sich jeder immer nur von seiner besten Seite zeigen oder einfach nur der Allgemeinheit präsentieren, wie gesund man sich ernährt und wie perfekt das eigene Leben ist. Sonst wäre das Leben ja total langweilig, wenn man nur das „normale“ Leben von sich postet. Wenn man sich zum Beispiel mit einer Tafel Schoki seine Lieblingsserie reinpfeift. Wir sind nun mal alle kleine Selfinatoren. Vielleicht sollte man öfter mal wieder sagen: Nobody is perfect – I´m nobody!
Nicht nur bei uns „Normalos“ sondern auch in der Politik, Sport oder anderen Szenen und auch aus jeder Generation sind immer mehr Selfinatoren zu finden.
In der Politik ist für mich Christian Lindner (Instagram) der Prototyp eines Selfinators. In der Sportszene ist der Selfinator nicht mehr wegzudenken. Olympiasieger Andreas Wellinger (Instagram) ist hier keine Ausnahme.
In der Showszene ist es Grundvoraussetzung ein Selfinator zu sein. So auch Laura Wontorra (Instagram) und Kult-Modeblogger Riccardo Simonetti (Instagram).
Auch die Spiegel-Selfies sind sehr beliebt. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste……