Der Umwelt-Katastrophenfilm „The day after tomorrow“ zeigt einen abrupten Klimawandel aufgrund einer vom Menschen verursachten globalen Erwärmung. Das Thema kommt jetzt vielen bekannt vor. Es ist ja tatsächlich eines der meist diskutierten Themen in den letzten Monaten. Der weltweit erfolgreiche Hollywood Streifen ist aber schon 2004 in den Kinos gelaufen. Sogar die Filmbranche hatte von dem Problem gewusst aber trotzdem hat man immer das Gefühl, dass es für die Politik völlig überraschend entstand, als wäre es gestern noch gar nicht da gewesen.
Der Film zeigt auch einige Vorhersagen die schon fast erschreckend real sind, gerade wie die Politik dargestellt wird. Im Film werden die Politiker als Industrielobby abhängig, blockierend und langsam handelnd dargestellt. Sie reagieren erst, als es schon zu spät war. Und auch das kann einem irgendwie in der Realität wieder bekannt vorkommen.
Einer der bekanntesten deutschen Klimaforscher Stefan Rahmstorf von der Uni Potsdam und einer der Leitautoren des vierten Sachstandberichtes des Weltklimarates hat sich den Film genau angesehen und auch erklärt, was nun realistisch daran ist und was nur eine Fiktion ist: Wie im Film ist auch in der Realität das Larsen B-Schelfeis (Südpol) auseinander gebrochen. Aber im Film stoppt der Schmelzwasserzufluss in nur wenigen Tagen den Nordatlantikstrom und verursacht dadurch eine starke Abkühlung. Letztendlich entstand dadurch ein Supersturm und der größte Teil der Nordhalbkugel so schneebedeckt, aufgrund der bekannten Rückkopplung von Schnee und Albedo zu einer neuen Eiszeit verurteilt (dh der Schnee reflektiert so viel Sonnenlicht, dass das Klima kalt bleibt).
Natürlich sind ein Großteil dieser Szenarien als unrealistisch und übertrieben zu sehen. Es ist zweifellos ein fiktiver Katastrophenfilm und kein Dokumentarfilm.
In einem Interview sagte Regisseur Roland Emmerich auch mal, dass er sich bewusst ist, dass diese Dinge nicht in so kurzer Zeit passieren können und dass er den Unterschied zwischen Wetter und Klima kennt, aber auch, dass sie ihre eigene Theorie aufbauen mussten, um das Thema in einen 2-Stunden-Blockbuster zu packen. Um die dramatischen Auswirkungen einer großen Klimakatastrophe in kurzer Zeit darzustellen, haben sie einfach bekannte Wetterextreme – Tornados, Sturmfluten, Zyklone, Hagelstürme und Schneestürme – aufgenommen und diese verstärkt.
Andererseits ist es angesichts der Regeln und Einschränkungen des Genres bemerkenswert, inwieweit die Filmemacher versucht haben, einen realistischen Hintergrund einzubeziehen.
Zu Beginn des Films wird eine UN-Klimakonferenz in Delhi gezeigt, bei der Hauptdarsteller Klimatologe Jack Hall einen Vortrag über das mögliche Risiko einer Abschaltung des Nordatlantikstroms hält. Ich habe 1998 auf einer solchen UN-Konferenz in Buenos Aires einen sehr ähnlichen Vortrag gehalten – ich habe sogar das gleiche Diagramm gezeigt. In dem Filmgespräch gibt der Klimatologe an, dass eine Abschaltung des Stroms in hundert oder tausend Jahren oder überhaupt nicht stattfinden könnte. Viele echte Klimatologen haben die gleiche Meinung. Auf diese Weise wird das, was die Klimatologen denken, im Film auf realistische Weise dargestellt, natürlich ist aber auch klar, dass das schnelle Drama, das sich später abspielt, dem widerspricht, was jeder Klimatologe erwartet – hier beginnt dann wieder die Fiktion.
Auch die Politik des Klimawandels wird gut dargestellt. Es ist erschreckend realistisch, wie der Leiter der US-Delegation (der Vizepräsident des Films) auf Halls Präsentation reagiert. So werden kleine Szenen mit wenigen Sätzen Dialog geschickt verwendet, um eine Reihe von Schlüsselideen und Konflikten einzuführen, die den echten Klimatologen sehr vertraut sind.
Glücklicherweise ist es äußerst unwahrscheinlich, dass sich in den nächsten Jahrzehnten die Zirkulation der Ozeane stark ändert. Zumindest die meisten Wissenschaftler glauben, dass dies erst gegen Ende des Jahrhunderts zu einem ernsteren Risiko werden wird. Und die Folgen wären sicherlich nicht so dramatisch wie der im Film dargestellte „Supersturm“.
Dennoch ist eine wesentliche Veränderung der Ozeanzirkulation ein Risiko mit schwerwiegenden und teilweise unvorhersehbaren Folgen, das wir vermeiden sollten. Und auch ohne Ereignisse wie Veränderungen der Ozeanzirkulation ist der Klimawandel ernst genug, um entschlossenes Handeln zu fordern.
Für mich als Jugendliche ist von der Ausführung von Klimaforscher Stefan Rahmstorf am erschreckendsten, dass ausgerechnet die Politik so vorhersehbar ist. Der Film entstand 2004 und die politischen Mechanismen sind immer noch die gleichen. Auch wenn die schlimmsten Folgen eines Klimawandels vielleicht erst am Ende unseres Jahrhunderts ist, dennoch leben dann auch Menschen und die haben dann eben die Arschkarte gezogen.
Das darf doch nicht sein! Und genau deshalb, wollte ich das was in dem alten Film gezeigt wird nochmal aufrufen.