Mein erster politischer Text den ich mit 13 Jahren schrieb, der auch gleichzeig mein Leben in eine komplett neue Richtung lenkte

Mein erster politischer Text den ich veröffentlicht habe ist nun schon etwas über 4 Jahre her. Genau gesagt war es der 22.09.15 aber nicht auf meinem damaligen Blog, sondern als Gastbeitrag für das Online-Magazin LangweileDich.net., worauf dann eine monatliche Kolumne folgte, die ich bis jetzt schreibe.

Den Text habe ich eigentlich geschrieben als eine Art innere Verarbeitung. Denn an den Tagen Anfang September 2015 als bei uns im Münchner Hauptbahnhof tausende Flüchtlinge ankamen, war ich zufällig mittendrin. Als damals 13-jährige, war das für mich schwer zu verarbeiten, weil ich total unvorbereitet war. Ich wusste damals nichts aus der Welt der Politik und das war auch ein Grund, warum ich mich seit dieser Zeit immer mehr mit Politik beschäftige und darüber auch auf meinem Blog schreibe. Auch um anderen aus meiner Generation, die wichtigsten Information zu geben, damit sie nicht selber irgendwann unvorbereitet vor politischen oder gesellschaftlichen Tatsachen stehen.

Dass ein Erlebnis ausreicht um ein Leben in eine andere Richtung zu lenken, sieht man bei mir hier eigentlich ganz gut. Ich glaube nicht, dass mein Blog heute oder auch meine beruflichen Zukunftspläne so aussehen würden, hätte ich das damals nicht erlebt und darüber geschrieben. Ich habe es aber und bin auch froh darüber. Deshalb möchte ich meinen Text nochmal zeigen.

Mein Text vom 22.09.15:

Meine Gedanken zur Flüchtlingsthematik in München aus der Sicht von uns Jugendlichen

Ich kann mir nicht vorstellen, meine Familie oder meine Stadt zu verlassen, weil ich Angst habe. Welche Angst muss das sein, einfach alles zurückzulassen und zu flüchten? Wenn Millionen von Menschen Angst haben und einfach nur versuchen zu überleben, was muss in diesem Land gerade passieren? Ich hab mir diese Frage nie gestellt, weil ich gar nicht wusste, dass man diese Frage stellen muss oder kann.

Ich wohne in München und plötzlich kommen Tausende von Menschen zu uns nach München auf der Suche nach Hoffnung. Am Anfang hatte ich Angst, weil ich nicht wusste, warum das alles passiert. Gerade deswegen, weil ich immer wieder gehört habe, dass es Belästigungen auf Mädchen durch Flüchtlinge gegeben haben soll. Auch an unserer Schule wurde und wird über dieses Thema geredet und weil wir ein Mädchengymnasium sind, wird über diese Angst aber auch über die Gründe der Flucht von so vielen Menschen diskutiert. Deswegen hab ich mich entschlossen mich über dieses Thema zu informieren.

Ich bin mir daher auch sicher, dass nicht nur ICH Ängste habe, sondern auch jeder Einzelne, der aus seinem Land flüchten musste, weil diese Angst stärker ist als seine Hoffnung und gerade deswegen haben wir doch keine Wahl, diesen Menschen zu helfen. Bei uns in München sind ja gleichzeitig besonders viele Menschen gekommen und es kommen ja täglich neue Menschen nach München, deswegen hab ich die Münchner Stadträtin Sabine Pfeiler (CSU) kurz über das Thema befragt.

Auf meine Frage, was die Stadt München noch plant, die vielen Flüchtlingen, die noch kommen, unterzubringen, hat sie mir geschrieben, dass in den letzten Wochen viele Unterkünfte für Flüchtlinge beschlossen wurden, die teilweise aber noch nicht fertig gestellt oder belegt sind. Wenn es keine festen Unterkünfte mehr geben sollte, dann werden Traglufthallen zum Einsatz kommen und leider auch Turnhallen von Schulen, wobei es bei kurzfristigeren Belegungen nur in absoluten Notsituationen geplant ist.

Besonders schlimm finde ich die Situation für die vielen Flüchtlingskinder und Jugendliche darunter. Deswegen wollte ich auch von Frau Pfeiler noch wissen wie viele schulpflichtige Kinder darunter sind bzw. wie viele Klassen dafür geschaffen wurden. Die Antwort von Frau Pfeiler war, dass es aktuell in München 94 Übergangsklassen für Flüchtlingskinder gibt, in denen die Kinder und Jugendliche so lange bleiben, bis sie den normalen Unterricht besuchen können.

Gerade das finde ich bemerkenswert, wie in so kurzer Zeit so viel geschaffen wurde. Ich glaube, dass wir nicht nur Bildung den Kindern geben können, sondern wir auch ein Beispiel sein können, für alle Flüchtigen. Nämlich können wir ein Vorbild sein und zeigen, wie eine Stadt und ein Land in Frieden, Freiheit und mit Respekt allen „Gegenüber“ leben kann.

Ich hoffe, dass es irgendwann mal gelingt diese Länder, aus denen diese Menschen flüchten mussten, den Frieden zurück zu bringen, damit ihre Heimat auch wieder ihre Heimat werden kann. Das waren nun nicht nur meine Gedanken und Gefühle über dieses Thema, sondern auch von vielen anderen Jugendlichen in meinem Alter.

Livia Kerp am 22.09.15

Livia Josephine

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