Deutschlands Schüler haben wieder in der neusten Pisa-Studie Punkte verloren. Und als Schülerin wundert mich das Ergebnis ehrlich gesagt nicht.
Das deutsche Ergebnis:
Im Bereich Lesen erreichten die deutschen Schüler einen Punktwert von 498, Mathematik 500, Naturwissenschaften 503.
Die Spitzengruppe mit Singapur kam auf Werte zwischen 550 bis 590 und die rot Laterne mit der Dominikanischen Republik kam auf Werte zwischen 325 und 340 Punkte.
Seit Jahren schreibe ich über die Probleme der deutschen Bildungspolitik. Für mich ist der Bildungsföderalismus das Hauptproblem. Also die Zuständigkeit der Bundesländer. So leisten wir uns 16 verschiedene Bildungssysteme und jedes einzelne verursacht übrigens auch seine eigenen Kosten.
Das Ergebnis daraus sind hunderte verschiedene Lehrpläne, für mehr als 30 verschiedene Schularten. Und natürlich unterscheiden sich auch die Bezeichnungen der Schulen und der Fächer von Bundesland zu Bundesland. So gibt es zum Beispiel Unterschiede der inhaltlichen Wichtigkeit der Fremdsprachen oder auch der verwendeten Schulbücher. Sogar die Schulabschlüsse haben da teilweise andere Namen. Der Mittlere Schulabschluss wie er in Bayern heißt hat in Niedersachsen den Namen Sekundarabschluss I.
Ganz ehrlich, kein Mensch hat doch da noch irgendeinen Überblick geschweige den Durchblick. Jedes Bundesland hat auch ein unterschiedliches Budget für sein Schulsystem. Jetzt mal Butter bei den Fischen, wie soll da was Vernünftiges rauskommen?
Die Politik kennt das Problem ganz genau. Das hat mir auch mal FDP Politiker und Bundestagsabgeordneter Daniel Föst bestätigt: Die Reform des Bildungsföderalismus ist eines unserer wichtigsten Ziele. Wir müssen uns von der Idee trennen, dass die Konkurrenz zwischen 16 Ländern die Qualität der Bildung per se verbessert. Bayern konkurriert nicht mit Bremen um die bessere Bildung, sondern mit Schweden, China und den USA.
Zunächst müssen wir dazu das Kooperationsverbot im Grundgesetz abschaffen, denn das verhindert die finanzielle Unterstützung des Bundes in der Bildungspolitik der Länder. Das ist möglich, bedarf allerdings noch viel Überzeugungsarbeit bei den anderen Parteien und vor allem in den Ländern.
Bei den Bildungsstandards stimme ich Dir zu: auch da müssen wir uns um ein einheitliches Niveau bemühen. Es kann nicht sein, dass ein Abitur in einem Bundesland erheblich einfacher oder schwerer ist, als in einem anderen. Deshalb sollten Schulabschlüsse über gleiche Abschlussprüfungen erworben werden. Der Bildungsföderalismus muss also in den nächsten Jahren grundlegend reformiert werden, damit Deutschland im internationalen Vergleich mithalten kann.
Weiter geht es mit den Problemen die Schulen schnell und vernünftig zu digitalisieren. Auch das funktioniert nicht wirklich und als Schülerin weiß ich von was ich rede. Das hat mir auch jemand bestätigt der es wissen muss. Nämlich Prof. Dr. Christoph Meinel. Er arbeitet im Auftrag der Bundesregierung ein sicheres und unkompliziertes digitales Arbeiten an allen Schulen in Deutschland zu ermöglichen.
Prof. Dr. Christoph Meinel über Digitalisierung an den Schulen: „Es hapert an vielen verschiedenen Stellen. Die Verantwortlichkeiten der verschiedenen Bundesländer und viele weitere unterschiedliche Zuständigkeitsebenen sind für die digitalen Entwicklungen überhaupt nicht förderlich.“
Wenn wir in Deutschland ein einheitliches Schulsystem hätten und jeder Lehrer die gleichen Bedingungen hätten, mit kleineren Klassen und einer sinnvollen digitalen Unterstützung, wäre das mit Sicherheit kein Nachteil.
Aber aktuell gibt es ja nicht einmal eine Einigung für ein vergleichbares Abitur in Deutschland. Der Vorschlag von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (SPD) wurde von Kultusministern der Bundesländer aufgrund der Zuständigkeit (Bildungsföderalismus) gnadenlos abgelehnt.
Aber wie hat Sascha Lobo schon mal über den deutschen Bildungsföderalismus geschrieben: „Man kann sich auch totföderalisieren“
Und das genau passiert, wie man auch bei den Pisa-Studien der letzten Jahre sieht, wenn man nicht aufpasst und die Bildung endlich zeitgemäß ausrichtet.
Übrigens am 08.12. ist Tag der Bildung!
Ein Kommentar von Livia Kerp