Die Diskussion über die Bundesliga ohne Zuschauer irgendwann wieder weiterspielen zu lassen ist groß. Die erste Fußball-Bundesliga hat sehr großen Einfluss auch auf meine Generation. Aber was denken eigentlich die Vereine darüber?
Stellvertretend für die Bundesliga-Vereine habe ich bei Werder Bremen nachgefragt. So habe ich mit Michael Rudolph (Direktor Kommunikation) telefoniert:
Wie erlebst Du als Direktor der Kommunikation von Werder Bremen die Diskussion über die Weiterführung der Liga? Michael Rudolph (Werder Bremen): Als Mitarbeiter bei Werder Bremen sehe ich die Coronakrise natürlich genauso, wie jeder andere Arbeitnehmer. Wie in jeder anderen Branche auch wollen wir den Fortbestand unserer Branche, nämlich des Fußballs sichern. Daher sehe ich es kritisch, wenn man immer von einem Sonderweg „Fußball“ redet, denn im Grunde versucht jede Branche wieder langsam ins Leben zurück zu finden.
Viele, die den Fußball insgesamt kritisieren stellen fälschlicher Weise in den Raum, dass man jetzt in einer Zeit, in der die Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperren sehr streng sind, Fußballspielen will. Das ist aber definitiv nicht so, der Profi-Fußball will keine „Extrawurst“. Der Fußball und auch wir als Verein wollen uns vorbereiten für die Zeit in vier, fünf Wochen, wenn vieles wieder lockerer ist, wenn auch wieder die Schulen und Geschäfte geöffnet sind und das fängt ja von Bundesland zu Bundesland jetzt schon wieder an.
Jeder Verein will dann erst wieder Fußball spielen wenn es die Politiker zulassen und die gesundheitliche Gefährdung geringer ist und nicht früher. Natürlich brauchen wir dazu auch das Ok der Politik und darauf hoffen wir.
Viele Kritiker behaupten, dass der Profi-Fußball sich zu wichtig nimmt und sehen im Fußball nichts Besonderes. Aber der Profi-Fußball ist etwas Besonderes in unserer Gesellschaft. Das sieht man bei jeder EM oder WM und durch die vielen Reaktionen nach jedem Spieltag. Keine Sportart hat in der Gesellschaft diesen Einfluss und bewegt so viele Menschen. Wichtig ist es, dass der Fußball diese Besonderheit zum Wohle der Menschen nutzt. Werder Bremen macht dafür jeden Tag sehr viel.
Bundesligaspiele ohne Zuschauer sind natürlich nur ein Kompromiss und im Grunde ein schlechter Kompromiss, weil der Fußball von der Leidenschaft und Stimmung in den Stadien lebt. Aber für die Branche Profi-Fußball ist es sehr wichtig.
Wie geht Werder Bremen mit der Pause durch die Coronakrise um? Michael Rudolph (Werder Bremen): Der Fußball hat auch eine gesellschaftliche Verpflichtung. Wir, bei Werder Bremen haben zum Beispiel alle Mitglieder über 70 Jahre angerufen und nachgefragt wie es ihnen geht und ob sie Hilfe zum Einkaufen brauchen.
Bei uns in Bremen hat die Politik beschlossen, dass man aktuell mit Kleingruppen (4 Personen) trainieren darf und das machen wir momentan bei Werder. Wie das Training in den nächsten Wochen aussehen wird, entscheidet sich auch wieder durch zukünftige Entscheidungen der Politik.
Wie sehen die Spieler von Werder Bremen die aktuelle Situation? Michael Rudolph (Werder Bremen): Man darf nicht vergessen, dass Spieler auch nur ganz normale Menschen sind. Viele haben eine eigene Familie oder sind fern ihrer Heimat. Wie in der Gesellschaft auch, gibt es bei uns Spieler die sind eher ängstlich und haben ihre Bedenken. Dann gibt es aber wieder andere, die das eher locker sehen und am liebsten gleich wieder spielen würden.
Werder-Spieler Ludwig Augustinsson sagte auf Werder.tv Folgendes dazu: „Ich bin sehr motiviert und nach dem wochenlangen individuellen Training fühle ich mich fitter als vor der Pause. Natürlich ist es für jeden Spieler von uns schwierig aber wir sind alle Profis und machen das Beste aus der Situation. Grundsätzlich sind wir Spieler von Werder glücklich endlich wieder in kleinen Gruppen trainieren zu dürfen.“