Aus meiner Kolumne für das Online-Magazin LangweileDich.net:
Meine Sicht als Schülerin
Seit Beginn der Pandemie verlangt die Politik viel von der Gesellschaft und 2021 wird es nicht anders werden. Auch nicht für meine Generation. Die Schulen sind geschlossen und der sogenannte Distanzunterricht wird wochenlang oder sogar monatelang durchgezogen. Aber nicht alle Schüler haben zu Hause die gleichen Voraussetzungen. Manche verfügen nicht einmal über ein eigenes Zimmer, andere leben in schwierigen Familienverhältnissen und andere wiederum können alleine einfach nicht richtig lernen und ohne Laptop wird es noch etwas schwieriger. Trotzdem wird von der Politik vorausgesetzt, dass jeder die schulischen Vorgaben seiner Schule umsetzen kann. Der Stoff wird durchgezogen und zwar gnadenlos.
Was soll ich von der Politik denken, wenn Dinge verlangt werden, die logischerweise nicht wirklich umsetzbar sind? Denn wenn das alles so einfach wäre, bräuchten wir ja keine Schulen. Ich bin in einer Abschlussklasse. Wie viele andere auch weiß ich noch nicht, wann und in welchem Umfang die Prüfungen für mein Fachabi stattfinden werden. Und was kommt von der Politik zu dem Thema?
Leider nicht viel. Für mich sieht es so aus, als ob man dazu einfach keinen Plan hat. Aber wenn man so in der Luft hängengelassen wird, macht das die Situation für uns Schüler und den Schulen nicht einfacher. Natürlich ist es für die Politik nicht einfach, Entscheidungen zu treffen, aber egal wie lange der Distanzunterricht noch dauert, es wurde schon viel zu viel verpasst, als dass es noch irgendwie aufholbar wäre. Ist doch logisch. Sehr viele Schüler haben Ängste, ob sie ihr Abi, so wie es aktuell abläuft, überhaupt schaffen können und wenn ja, wird es ein „Corona-Abitur“? Habe ich für mein zukünftiges Arbeitsleben für immer Nachteile?
Auch Auszubildenden geht es nicht besser. Die gleichen Probleme, nur dass sehr viele sogar auch noch ihren Ausbildungsplatz verloren haben. Entweder, weil der Betrieb aufgrund des Lockdowns geschlossen hat, oder, weil er sogar Pleite gegangen ist. Wie soll es jungen Menschen dabei also gehen? Das kann für viele sehr frustrierend werden. Auch das ist doch nachvollziehbar. Mir kommt es so vor, als würde die Politik uns Schüler und unsere Ängste nicht ernst nehmen. Das einzige, was ich sehe, ist politisches Zaudern und Überforderung. Aber wir Schüler dürfen nicht überfordert sein?
Einschränkungen haben wir Jugendliche nicht nur in der Schule oder Ausbildung. Die Kontaktbeschränkung ist mit Sicherheit ein gutes Mittel, die Pandemie einzudämmen. Aber man muss auch sehen, was es für meine Generation bedeutet. Viele, die ich kenne, müssen ihren 18. Geburtstag alleine oder eben virtuell mit ihren Freunden feiern. Das ist ein einmaliger Tag, an den jeder gerne zurückblickt. Ich glaube nicht, dass in den letzten 40 Jahren jemand in dieser Situation war. Und trotzdem wird es von uns verlangt, es ohne zu murren hinzunehmen. Daher finde ich die Kritik der Erwachsenen gegenüber der Jugend auch nicht fair. Ich weiß von mir und meinem Umfeld, dass die meisten Jugendlichen viele Einschränkungen mitgehen, aber dann muss die Politik die junge Generation auch mitnehmen. Mehr erklären und motivieren und vor allem einen Plan für die Zukunft aufzeigen. Aber was bekommt man von der Politik?
Naja, ich glaube, man darf von jemandem nur das verlangen, was man auch selber zeigt. Aber welches Bild bekommt man stattdessen von der Politik zu sehen? Ich sehe mir nur mal die Nachrichten an und als erstes sieht man einen amerikanischen Präsidenten, der versucht, die Demokratie zu zerstören. Ein Politiker, der Demokraten als „Linkes Pack“ oder Mexikanische Flüchtlinge als Mörder bezeichnet. In nur vier Jahren hat er es geschafft, ein ganzes Land in zwei feindliche Lager zu spalten. Dann wird in Russland der Politiker Alexei Nawalny, der aussichtsreichste politische Gegner von Putin, einfach mal vergiftet. Es ist offensichtlich in Russland grundsätzlich nicht gesund, offen Putin zu kritisieren.
Bei uns in Deutschland treten dann sogar Berliner AfD-Politiker auf den sogenannten Querdenker-Demos auf, schwingen populistische Reden und lehnen darin sämtliche Maßnahmen gegen die Pandemie ab. Hier wird eigentlich nichts anderes gemacht, als Ängste der Menschen für seine Sache auszunutzen. Oder wenn sich eine Partei für die nächste Wahl profilieren will, wird auch gerne der eigene Koalitionspartner angegriffen. So wie es SPD-Politiker gemacht haben und den Gesundheitsminister Jens Spahn attackierten, weil der Corona Impfstoff zu langsam produziert wird. Und kurz bevor ich die Nachrichten ausschalte, wird wieder festgestellt, dass ein Politiker seinen Doktortitel auf irgendeine Weise erschlichen hat. Da kommt doch als Schüler echte Freude auf.
Es gibt unzählige Beispiele aus der Welt der Politik, die nicht wirklich als Vorbilder für die junge Generation taugen. Sorry, aber dieses Bild zeigt nun mal die Politik. Trotzdem wird von den Jugendlichen etwas verlangt, was sehr viele Politiker weder zeigen noch vorleben. Nämlich Anstand, Verantwortung und korrektes Verhalten.
Das ist auch der Grund, einfach mal zu zeigen, wie sich meine Generation damit fühlt. Das hat mit Sicherheit nichts mit mimimimi zu tun, sondern es ist einfach ungerecht. Kein Mensch, egal aus welcher Generation, ist perfekt. Daher wäre es schön, wenn man von der Jugend nicht immer Perfektion verlangen würde. Sondern versucht, die Probleme meiner Generation zu sehen, und versucht, ein bisschen Verständnis aufzubauen. Also nicht nur draufzuhauen, sondern vielleicht auch mal nachfragen, warum es Jugendliche gibt, die sich gegen bestimmte Maßnahmen wehren. Und dann wäre es schön, nicht immer alle Schüler in einen Topf zu werfen. Ich sage, meine Generation schlägt sich super! Das wollte ich nur mal loswerden, Danke!