Die Rosa Liste ist einzigartig in der deutschen Welt der Kommunalpolitik. Das grundsätzliche Ziel der Rosa Liste ist die vollständige Gleichstellung der queeren Szene und ein Miteinander vielfältiger Lebensformen als gegenseitige Bereicherung. Denn eine vielfältige, aktive und solidarische Szene bereichert die Stadt und gestaltet ein tolerantes und offenes München.
Thomas Niederbühl ist seit 1996 für die Rosa Liste im Münchner Stadtrat und aktuell mit der SPD und den Grünen in der Regierungs-Koalition. Und dass München bunter ist als viele andere Städte und warum ein queeres Museum in München eine super Idee ist, darüber und noch über vieles mehr habe ich mich mit Stadtrat und Mitgründer der Rosa Liste gesprochen.
Der Rathaustalk mit Thomas Niederbühl
Die Rosa Liste hat im Stadtrat ja mittlerweile schon einen Stammplatz. Ist ihre Partei eine reine Münchner Stadtpartei oder gibt es auch einen deutschlandweiten Zusammenschluss? Thomas Niederbühl: Unsere kommunalpolitische Arbeit beschränkt sich tatsächlich nur auf München. Aber eigentlich ist die Rosa Liste keine Partei, sondern ein Verein. Wir haben die Rosa Liste 1989 gegründet, weil wir nicht mehr länger nur mit Demos auf die Straße gehen und der Stadtpolitik von außen auf die Zehen treten wollten, sondern selber im Stadtrat unsere Forderungen aktiv einbringen wollten. Man muss sich ja vorstellen, dass erst durch die Reform des §175 StGB im Jahr 1969 Homosexualität über 21 Jahren nicht mehr strafbar ist.
Was mich besonders freut ist, dass ausgerechnet bei uns in München die Rosa Liste seit Jahrzehnten zum politischen Bild gehört. Denn Bayern und somit auch München haben ja eher einen konservativen Ruf. Wird daher München in Deutschland viel zu konservativ gezeigt, als es tatsächlich ist? Also wie bunt ist München wirklich? Thomas Niederbühl: München ist tatsächlich viel, viel bunter als der Ruf von München vermuten lässt. In Bayern ist München schon etwas wie eine kleine rosa Insel. Wir haben in München mittlerweile nicht nur ein Schwulenzentrum, sondern auch das queere diversity-Jugendzentrum und stehen kurz vor der Eröffnung des Lesbenzentrums in der Müllerstraße. Außerdem gibt es seit 2005 „Pink Christmas“, den ältesten schwul-lesbischen Weihnachtsmarkt weltweit, den wir immer politisch unterstützt haben. Auch das Thema Geschichte steht bei mir im Fokus. Deshalb ist das Projekt „Forum Queeres Archiv“ sehr wichtig. Hier wird an unsere Geschichte und auch an die Männer und Frauen, die als Homosexuelle verfolgt wurden, und an diejenigen, die früher und bis heute, zum Beispiel in der neuen Frauen-/Lesben und Schwulenbewegung aktiv für Bürgerrechte von Schwulen, Lesben und Transgender eingetreten sind, erinnert. Ein großes Ziel ist für mich, bis ich 2026 als Stadtrat gehe, ein queeres Museum mit Ausstellungsflächen zu ermöglichen, um das, was jetzt schon alles im „Forum Queeres Archiv“ gesammelt wurde, dem breiten Publikum zu präsentieren. Ich glaube da darf München echt stolz sein, was wir als Rosa Liste bis jetzt erreicht haben, da können nicht viele Städte in Deutschland mithalten, was mich natürlich auch sehr stolz macht.
Nicht jeder in meiner Generation kennt die Rosa Liste. Wie würden Sie die Rosa Liste beschreiben? Thomas Niederbühl: Es ist ein Zusammenschluss von engagierten Menschen aus der queeren Szene, die ihre Stadt München und ihren Lebensraum mitgestalten wollen. Mit der Hauptaufgabe, bei den Stadtrats- und Bezirksausschusswahlen anzutreten. Wir sind nun schon seit 1996 mit meiner Person im Stadtrat vertreten. Außerdem gehörte ich schon mal, wie jetzt wieder, insgesamt 18 Jahre der Regierungs-Koalition mit der SPD und den Grünen an. Die Rosa Liste ist so etwas wie das Gesicht und Sprachrohr der queeren Szene und das macht München einzigartig. Bei unserer Gründung stand für uns fest, die Rosa Liste muss es so lange geben, bis wir überflüssig geworden sind. Und man sieht, noch sind wir da!
Als Abschluss wäre es schön wenn sie mir folgenden Satz ergänzen könnten: Die Rosa Liste ist für mich… persönlich ein Stück Lebenswerk und grundsätzlich ein unverzichtbarer Teil der Münchner Kommunalpolitik.
München ist bunt. Ein Interview von Livia Kerp (Foto: Tibor Bozi)