Als ich im Landtag, für die Kinderkommission, die für mich wichtigen jugendpolitischen Themen für die Zukunft vorgestellt habe, bekam ich auch die Möglichkeit mit den Landtagsabgeordneten Julika Sandt (FDP) und Johannes Becher (Grüne) über ihre persönliche Meinung darüber zu reden. Natürlich auch über die unterschiedliche Sicht der Parteien, die sie vertreten.
Politik geht uns nämlich alle an. Denn es versteckt sich in jedem Thema. Dies zeigt gerade auch die Pandemie sehr gut. Die Politik entscheidet darüber, ob Distanz oder Präsenzunterricht stattfindet. Ob man nachts noch auf die Straße darf und welches Geschäft öffnen darf oder schließen muss. Und so ist es dann auch im „normalen“ Alltag. Deshalb wäre es doch sinnvoll sich für die Politik zu interessieren und sich zu informieren oder im besten Fall auch in politische Prozesse mitzumischen, in welcher Form auch immer. Politik beeinflusst unser tägliches Leben. Natürlich MUSS man sich nicht für Politik interessieren, aber dann muss man sich damit abfinden, dass es andere tun und auch andere über das entscheiden, was jeden Einzelnen in unserer Gesellschaft beeinflussen kann.
Zur Person:
Julika Sandt ist seit 2018 stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP im Bayerischen Landtag und Mitglied der Kinderkommission.
Johannes Becher ist seit 2018 Landtagsabgeordneter für die Grünen und stellvertretender Vorsitzender der Kinderkommission des Bayerischen Landtags.
Politiker ist ja kein typischer Beruf. Wie sind sie zur Politik gekommen?
Julika Sandt: Mit 18 wollte ich noch keiner Partei beitreten, weil keine wirklich zu 100 % für das stand, was ich wollte. In jeder Partei gab es Punkte, die ich besser oder schlechter fand. Aber irgendwann, als ich Ende 20 war, habe ich mehr und mehr gemerkt, dass es immer öfter Überschneidungen mit den Themen der FDP gab – mit der liberalen Grundhaltung, dass der Staat so wenig wie möglich bevormundet sondern vor allem die Freiheit der Menschen sichert. Damals war in Bayern die CSU allein an der Regierung und im Bund hatten wir eine Regierungskoalition mit SPD und Grüne. Ich habe mich immer öfter über die Regierungsarbeit geärgert und so dachte ich mir, dass ich nur was ändern könnte, wenn ich in einer Partei bin. So habe ich mich entschlossen, in die FDP einzutreten. Ich habe mich dann immer öfter in der Partei engagiert, wie Pressesprecherin der Münchner FDP und so habe ich dann auch gemerkt, dass es total viel Spaß macht in der Politik mitzumischen und die Möglichkeit zu bekommen etwas zu verändern.
Johannes Becher: Eigentlich durch unser Jugendkulturzentrum in meiner Heimtatstadt Moosburg. Als Jugendlicher war ich immer dort. Das Gebäude war sehr alt und im Keller war Schimmel, aber es war nun mal ein wichtiger Anlaufpunkt für uns Jugendliche. Deswegen habe ich mich als 14-jähriger für das Jugendparlament in Moosburg beworben und so habe mich dann für unser Jugendzentrum eingesetzt, um es entweder zu sanieren oder neu zu bauen. Irgendwann habe ich das System Politik immer besser verstanden und hatte dann auch die Möglichkeit im Stadtrat als Vorsitzender des Jugendparlaments zu reden und mitzumischen. Mit 19 trat ich bei den Grünen ein und bekam die Möglichkeit im Stadtrat zu kandidieren. Und so konnte ich mich dann direkt für mein Jugendzentrum kämpfen.
Wählen ab 16 ist für mich das zentralste jugendpolitische Thema. Wie stehen Sie und ihre Fraktion im Landtag zu dem Thema?
Julika Sandt: Wir sehen das als sehr wichtig an. 2019 haben wir – neben Grünen und SPD – einen Gesetzentwurf in den Landtag eingebracht, der dann aber durch die Mehrheit der CSU, FW und AfD abgelehnt wurde. Neben dem Wahlrecht ab 16 bin ich auch der Meinung, dass Jugendliche unbedingt zusätzliche Anhörungsrechte und Mitsprachemöglichkeiten bräuchten, weil junge Themen mehr gehört werden müssen. Denn vieles, was wir entscheiden, betrifft nun mal die Zukunft der heutigen jungen Generation – sei es, dass es um Bildung, Klimaschutz oder Staatsverschuldung geht.
Johannes Becher: Wir stehen absolut für das Wahlrecht ab 16. Für mich persönlich ist das Wahlrecht ab 16 nur ein Zwischenschritt, denn ich könnte mir sogar vorstellen das Wahlrecht irgendwann mal noch mehr zu senken. Wobei ich gegen ein sogenanntes Familienwahlrecht bin. Also, dass Eltern für ihre Kinder wählen dürfen. Jugendliche sollten sich in einer Demokratie immer selbst ihre Meinung bilden können und dafür eine Stimme haben und abgeben dürfen.
Mobbing in der Schule ist leider Realität. Ich denke, dass in den Schulen das viel mehr thematisiert werden muss. Wie denken Sie darüber, muss noch mehr in den Schulen gemacht werden?
Julika Sandt: Absolut, Mobbing muss mehr in den Schulen thematisiert werden. Obwohl Mobbing mittlerweile vor allem auch im Netz angekommen ist. Und hier müssen Lehrer eine entsprechende Medienkompetenz bekommen, damit sie auch mitbekommen was im Netz los ist und dann auch entsprechend handeln können. Deswegen ist es für mich wichtig, dass es an Schulen viel mehr Stellen für Jugendsozialarbeiter gibt. Denn wir brauchen für Schüler/innen Stellen an, die sie sich vertrauensvoll wenden können und die dann auch helfen.
Johannes Becher: Das Thema ist mir deshalb schon sehr wichtig, weil ich als Jugendlicher selbst Mobbingopfer war. Deswegen beschäftigt mich das Thema persönlich, vor allem die Tatsache, dass oftmals frühere Mobbingopfer, später selbst zum Täter werden und das, obwohl sie wissen müssten, wie es sich anfühlt. Es gehört sehr viel Stärke dazu, sich als Beobachter gegen Täter und sich vor einen Betroffenen zu stellen. Das passiert leider nicht oft genug und daher muss man Mobbing auch tatsächlich viel offener in den Schulen thematisieren.