Wie kann die Schule der Zukunft aussehen?
Diese Frage sollte man sich stellen, wenn man das Bildungssystem modernisieren will. Doch die Wenigsten wissen, was man sich unter einem Bildungscampus vorstellen kann. Denn viele davon gibt es bei uns in Deutschland noch nicht.
Ich hatte das Glück, dass ich ab der 11. Klasse von einem katholischen Mädchengymnasium in die FOS Nord wechseln konnte. Und diese FOS ist innerhalb des Bildungscampus Freiham integriert. Ein neues und riesiges Bildungsprojekt in München.
Übrigens falls jemand wissen will, wie ein Schülerinnenleben in einem katholischen Mädchengymnasium aussieht, dann kann ich gerne mal etwas dazu schreiben. Ich kann nur so viel dazu sagen, dass bei knapp 600 Mädels auf engen Raum, immer eine gewisse Explosionsgefahr zu spüren war. Also nett ausgedrückt. Und heilig war hier mit Sicherheit NIEMAND!
Aber zurück zum Thema. Ich habe also zwei Jahre Erfahrung mit dem Konzept Bildungscampus machen dürfen. Und ich bin sehr froh darüber, diese Erfahrung gemacht zu haben. Denn der Unterschied zwischen einer herkömmlichen Schule, wie in meinem Fall das katholische Mädchengymnasium und einem Bildungscampus ist so extrem, dass man es eigentlich gar nicht vergleichen kann.
Warum ist das so?
Ein Bildungscampus hat folgendes Konzept:
Viele Schulen teilen sich ein Gelände. Zum Beispiel eine Grundschule mit einer Förderschule, Realschule, Fachoberschule bis hin zu einem Gymnasium. Ebenso wie einer Bibliothek sowie einem gemeinsamen Sportpark. So ist es zumindest im Bildungscampus Freiham.
Und dieses Konzept finde ich absolut zukunftsorientiert. Ich sehe auch nur Vorteile darin. Natürlich kostet es sehr viel Geld einen Bildungscampus aus dem Boden zu stampfen. Aber jede Schule kostet Geld. Und im Gegensatz zu vielen einzelnen Schulen, kann ein Bildungscampus auch Geld sparen. Denn man braucht als Beispiel nur eine Mensa (also den Raum und die Mitarbeiter) oder nur einen Sportplatz, eine Schwimmhalle, eine Bibliothek, einen Kiosk oder bestenfalls sogar eine Möglichkeit Schulsachen kaufen zu können.
Es befinden sich also mehrere Häuser und Einrichtungen innerhalb eines Geländes. Durch die insgesamt vielen Dachflächen könnte man durch Solaranlagen sogar einen großen Anteil des Stromverbrauches selbst produzieren. Was letztendlich nicht nur Geld spart, sondern auch gut für die Umwelt und dem Klima dient.
Durch die räumliche Nähe bräuchte man auch weniger Fachpersonal. So könnte eine begrenzte Anzahl an IT-Mitarbeitern für die Technik der Häuser verantwortlich sein. Genau wie die Sozialarbeiter hätten sie am Campus ihren eigenen Platz. Das garantiert wiederrum eine hohe soziale Betreuung für alle Schulen am Campus. Was sehr hilfreich ist, wenn ich mir die Problematik an vielen Schulen mit dem Thema Mobbing vorstelle. Auch hier haben wir einen Vorteil was Kosten und Nutzen angeht.
Apropos sozial. Durch die Nutzung eines einzigen Pausenhofes hat man auch einen hohen sozialen-gesellschaftlichen Vorteil. Das habe ich auch selbst so erlebt. Da treffen sich sämtliche Schüler/innen aus sämtlichen Schularten und Altersgruppen und sämtlicher Nationalitäten. Und das hat funktioniert. Perfekt wäre es, wenn im Campus auch inklusive Klassen und Förderschulen für Flüchtlingskinder dabei wären. So geht für mich Inklusion, Integration und Förderung von Sozialkompetenzen.
Fachlehrer wie für die Fächer IT, Politik, Sport oder Kunst könnten somit für den gesamten Campus tätig sein. Auch der Übertritt auf eine andere Schule ist für die Schüler/innen wesentlich einfacher. Genau wie das Angebot von Nachhilfe oder Hausaufgabenbetreuung. Hier können sich Schüler der oberen Stufen auch etwas Geld dazuverdienen. Denn hier wäre genug Platz damit sich Schüler/innen sich gegenseitig helfen können.
Man braucht auch nur einen Unterstellplatz für Fahrräder. Und durch die Solaranlagen könnte man sogar kostenlose Aufladestationen für Roller anbieten. Der Schulweg ist auch immer ein Thema. Natürlich braucht ein Bildungscampus mit 3000 – 4000 Schüler/innen einen eigenen U-Bahn-Anschluss und/oder Busbahnhof. Das heißt, das erhöhte Verkehrsaufkommen zum täglichen Schulstart konzentriert sich auf einzelne Bereiche und ziehen sich nicht durch die ganze Stadt.
Schule der Zukunft
Ein Bildungscampus bietet also so viele neue Möglichkeiten. Und daher sehe ich es als einen wichtigen Teil für die Schule der Zukunft. Der andere Teil besteht aus einer Reform des Bildungsföderalismus. Also, vergleichbare Lerninhalte, Prüfungen und Abschlüsse im ganzen Bundesgebiet.
Die Reform des Bildungsföderalismus wäre erst der Anfang!
Und wenn die soziale Gerechtigkeit (LINK unten) auch dabei einen Platz gefunden hat, wie kostenlose Lehrmittel, Mittagessen und kostenlose Schulfahrten für alle Schüler/innen, dann wäre das ist für mich die Schule der Zukunft! Ich würde sogar sagen: Das sollte Schulen machen!
Man darf dabei auch nicht vergessen, dass einzelne Schulen in ihrer Entstehung und deren Betrieb auch Geld kostet. Nur mit dem Unterschied, dass JEDE Schule sein EIGENES Sportgelände oder seine EIGENE Mensa braucht. Also alles Kosten die man bei einem Bildungscampus eben nur EINMAL hat.
Natürlich sehe ich das alles nur aus der Sicht einer Schülerin:
Ich muss es auch nicht finanzieren und auch nicht politisch verantworten. Aber am Ende des Tages geht doch nur um Schüler und Schülerinnen. Und nur darauf sollte es doch ankommen:
Was ist am besten für den einzigen Rohstoff der Zukunft den wir in Deutschland noch wirklich haben. Nämlich die Köpfe der jungen Generation. Und nur das sollte zählen. Und nicht die ständigen Graben- und Zuständigkeitskämpfe zwischen der Bundes- und Landespolitik.
Liebe Livia,
mir gefällt deine Vision einer Schule der Zukunft sehr gut.
Auch ich bin der Meinung, dass ein Bildungscampus viele Vorteile mit sich bringt:
Abgesehen davon, dass eine derartige Bildungseinrichtung auf lange Sicht umweltfreundlicher und effizient ist, spielen für mich als jugend- und integrationspolitischer Sprecher der SPD Landtagsfraktion im Bayerischen Landtag besonders die Themen Integration und Inklusion eine wichtige Rolle.
Die Vernetzung von Bildungseinrichtungen und das Schaffen gemeinsamer Orte (Pausenhof, Mensa, etc.) bietet einen enormen sozialgesellschaftlichen Vorteil für alle. SchülerInnen unterschiedlichen Alters, Nationalitäten und Bildungsniveaus können miteinander – vor allem aber VONEINANDER – lernen. Integration und Inklusion beginnt im Kopf und sollte so früh WIE und WO möglich gefördert werden!
Alles Gute für deine weitere sehr frische und inspirierende politische Arbeit.
Arif Taşdelen
MdL / Generalsekretär BayernSPD
Liebe Livia,
ich finde es ganz stark, wie du in deinem Blog-Beitrag die Vorteile eines Bildungscampus herausarbeitest – von den Potenzialen für die unterschiedlichen Schüler, zum Beispiel durch Inklusion und bessere Integration bis hin zur Finanzierung. Ich denke, dass dieses Konzept sehr sinnvoll ist, wenn wie in Freiham ein neues Wohngebiet entsteht und mehrere Schulen benötigt werden. Aber auch dort, wo bestehende Schulen nicht direkt an andere Schulen grenzen, könnten Schulen z.B. in einem Stadtviertel enger kooperieren, um auch die Durchlässigkeit zwischen den Schularten zu erhöhen. Als Sprecherin für frühkindliche Bildung der FDP Landtagsfraktion würde ich ergänzen, dass man in einen Schulcampus und bei Kooperationen unbedingt auch Kitas einbinden sollte. Wenn Kindergärten und Grundschulen noch enger zusammenarbeiten, sind viele Kinder besser auf die Schule vorbereitet – auch diejenigen, die sonst von Haus aus vielleicht nicht so gute Chancen am Start hätten. Toll fände ich auch, wenn interessierte Kinder der verschiedenen Schulen und auch der Kita bei der Kooperation auf dem Bildungscampus möglichst viel Mitsprachemöglichkeiten bekämen und gemeinsam über die Zusammenarbeit entscheiden könnten.