Ich habe den großen Kabarettisten Michael Altinger in seinem Lieblingscafe in München getroffen und ich kann so viel verraten, der Käsekuchen dort ist Weltklasse. Er hat sich vor kurzem nicht nur entschlossen mit mir einen Kaffee zu trinken und leckeren Kuchen zu essen, sondern vor allem das Wahlrecht ab 16 in Bayern zu unterstützen.
Als Mitgründerin der Initiative VOTE16 habe ich mit Michael Altinger gesprochen, um über seine Rolle als Unterstützer von VOTE16 zu reden.
Wie man sich auch außerhalb Bayerns vorstellen kann, gehört das Wahlrecht ab 16 Jahren nicht unbedingt zu den Lieblingsthemen des Landes, bekannterweise auch nicht von Markus Söder und seiner CSU. Trotzdem hat sich Michael Altinger entschlossen, das Wahlrecht ab 16 zu unterstützen. Oder vielleicht auch gerade deshalb?
Michael Altinger: Am Anfang war ich tatsächlich noch skeptisch. Die Gegenpositionen meiner Generation sind immer, dass 16-Jährige noch zu manipulierbar sind und noch nicht reif genug für eine politische Haltung und Verantwortung. Und das war tatsächlich auch mein erster Reflex. Aber mir ist auch klar, wie die Gesellschaft sich demographisch entwickelt, also immer älter wird. Ich habe erkannt, dass dadurch immer mehr konservative Themen für die Politik in den Vordergrund rücken werden und kann somit nachvollziehen, dass dies für die junge Generation äußerst frustrierend sein muss. Was sich dann auch mit den Demos von FFF und der Letzten Generation äußert. Da spielen Zukunftsängste einfach eine große Rolle. Die junge Generation ist offensichtlich politischer, als die ältere Genration es wahrnehmen will und sie will zurecht ein Mitspracherecht für ihre Zukunft. Und genau das zeigt doch Reife und den Willen für mehr Verantwortung in unserer Demokratie. Auch wenn es in Bayern sehr schwierig werden wird, ein Wahlrecht ab 16 tatsächlich mal einzuführen ist ein Aufschrei immer wichtig. Es geht darum, über den ersten Reflex hinweg, in die Köpfe der Menschen zu kommen. Vote16 geht einen aggressionsfreien Weg. Es geht um das Werben für Unterschriften, um eine Zulassung eines Volksbegehrens zu bekommen. Das ist ein demokratischer Weg, den ich unterstütze.
Michael Altinger: Demokratie heißt für mich, je mehr Menschen mitreden können, umso bunter und vor allem klarer wird diese Demokratie.
Warum tut sich in Bayern die CSU so schwer jungen Menschen mehr politische Verantwortung zu übergeben? Michael Altinger: Die CSU ist eine sehr traditionsverbundene Partei. Es geht immer auch darum, den Leuten Sicherheit zu geben, im Erhalt dessen, was die Leute gewohnt sind. Außerdem wissen sie um das Wahlverhalten der jungen Generation. Zusätzlich kommt aktuell noch die Wahlrechtsreform hinzu, in der sie viele Nachteile für ihre Partei sehen. Und dass jetzt auch noch junge Menschen ab 16 ihre Ansprüche stellen wollen, geht der CSU einfach zu weit.
Ganz ehrlich. Gibt der bayrische Wahlkampf dir viel Stoff als Kabarettist? Michael Altinger: Natürlich. Aber besonders auch die Person Markus Söder, da er als Ministerpräsident in vorderster Linie steht. Auch wenn er sich gerne als Kini von Bayern sieht muss man sagen, dass er ein hochintelligenter Mensch ist und dadurch macht es auch viel mehr Spaß sich an ihm zu reiben.
Mein TV-Tipp: Der Schlachthof. BR Fernsehen. 30.03.23 Michael Altinger und Christian Springer sezieren hier satirisch und bissig die aktuelle Tagespolitik. Diesmal u.a. im Programm. Das Wahlrecht ab 16 in Bayern.
Zur Person Michael Altinger:
Wie bist du zum Kabarett gekommen? Michael Altinger: Für mich war es schon als Kind wichtig Menschen zum Lachen zu bringen. Und daher war für mich immer klar, das will ich einmal machen. Das Problem dabei ist aber als Comedian wirst du irgendwann zu einem Junkie. Man entwickelt eine Sucht nach Lachen und Applaus. Deshalb war die Zeit während Corona für mich auch so schlimm. Das ging so weit, dass ich meiner Frau beleidigt war, weil sie nicht applaudiert hat, wenn ich den Geschirrspüler ausgeräumt habe. Diese Zeit habe ich auch in mein Buch „Rampensau ohne Bühne“ thematisiert, was mir dabei auch geholfen hat.
Was ist für dich Kabarett? Michael Altinger: Kabarett heißt für mich Auseinandersetzung und Karikieren der gesellschaftlichen und politischen Auffälligkeiten, bis hin zum absoluten Ad Absurdum. Daran erkennt man dann natürlich auch, welche politische Grundhaltung der Kabarettist persönlich hat.
Am Tag nach der Landtagswahl. Welche Schlagzeile würdest du dir wünschen, und zwar bei der Süddeutschen Zeitung und wie würde diese bei der BILD klingen? Michael Altinger:
Rekordwahlbeteiligung in Bayern. Ministerpräsident Söder verliert 10 Prozentpunkte gegenüber der letzten Landtagswahl 2018. Aiwanger schafft den Einzug in den Landtag nicht.
Chaos in Bayern! Ist das Land noch zu retten?
Interview von Livia J. Kerp