Was ist eigentlich Jugendpolitik? Diese Frage höre ich oft.
Eine offizielle und ausführliche Beschreibung gibt es ja dazu nicht. Auf Wikipedia wird es daher auch sehr allgemein formuliert: Jugendpolitik soll die Lebensverhältnisse von Jugendlichen unter Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse und Anliegen gestalten.
Aber was bedeutet Jugendpolitik für mich wirklich?
Jetzt werden wieder welche fragen, was sollen Jugendliche davon schon wissen. Und haben wir momentan nicht größere Probleme? Dazu kann ich immer nur das Gleiche sagen.
Ja, wir haben momentan wichtigere politische Probleme. Aber trotzdem leben wir nun mal in der Realität und die Hoffnungen und Probleme von jungen Menschen bleiben trotzdem die gleichen.
Seit ich 13 bin beschäftige ich mich mit jugendpolitischen Fragen und Antworten und schreibe seitdem in meinem Blog darüber. Ich habe mich mit Politikern, wie den jüngsten Bürgermeister Deutschlands (der übrigens nur ein Jahr älter ist als ich) über kommunale Politik oder mit dem bayrischen Ministerpräsidenten Herrn Söder über Umweltschutz unterhalten. Insgesamt habe ich mich bis jetzt mit etwa 60 Politiker und Wissenschaftler über jugendpolitische Themen unterhalten bzw. interviewt. Außerdem veröffentlichte im Jahr 2021 mein jugendpolitisches Sachbuch „How to Politik“ im Dressler Verlag der Oetinger Verlagsgruppe. Somit würde ich mich absolut als Fachfrau für jugendpolitische Themen sehen.
Ganz grob kann man sagen, fängt Jugendpolitik mit den Kinderrechten an und hört mit dem Thema gerechte Rentenpolitik auf. Man erkennt hier schon, dass Jugendpolitik auf zwei Zeitebenen aufzuteilen ist. Es geht somit um die Bedürfnisse und Anliegen für jetzt in der Gegenwart und es geht um die Themen für der Zukunft, der heutigen Jugend.
Aber was sind nun die Bedürfnisse und Anliegen meiner Generation?
Wie gesagt, es beginnt mit den Kinderrechten und mit allem, was mit dem Thema zu tun hat. Von Chancengleichheit bis zum Schutz vor Gewalt. Grundsätzlich stecken im Wort Jugendpolitik viele Themen drin. Im Allgemeinen verbinden die meisten die Bildungspolitik und das Herabsetzen des Wahlalters damit. Ist natürlich auch so, aber lange noch nicht alles.
Klar ist das allgemeine Herabsetzen des Wahlalters auf 16 Jahren eines der zentralen Themen. Schon allein darum, weil es was mit Gerechtigkeit zu tun hat. Mehr darüber kann man auch gerne auf der Homepage von Vote16 erfahren. Bei der überparteilichen Initiative bin ich ehrenamtliche Pressesprecherin und Mitgründerin.
Wenn man jetzt das Wort Bildungspolitik nimmt, wird man überrascht sein, wie viele unterschiedliche Themen und Ebenen darin stecken. Und es beginnt mit der Reform des Bildungsföderalismus. Denn wenn Schule gerechter, sozialer und integrativer werden soll, wird man an einer Reform des Bildungsföderalismus nicht drum rumkommen. Momentan haben wir in Deutschland 16 verschiede Schulsystem, Lehrpläne und Prüfungen. Das hat mit Gerechtigkeit natürlich nichts zu tun. Wenn man in ganz Deutschland den gleichen Standard will, brauchen wir eine Reform. Denn dadurch könnte man in den wichtigsten Fächern wie Mathe, Physik und Sprachen einheitliche Lehrpläne und Prüfungen schaffen und somit mehr Bildungsgerechtigkeit und Vergleichheit herstellen.
Bildung darf auch nichts mehr mit Geld zu tun haben. Schulmittel, sowie Essen sollte kostenfrei sein. Diese soziale Ungleichheit muss aufhören.
Jeder Schüler*in verdient den gleichen Stellenwert und den gleichen Unterricht mit den gleichen Mitteln. Das ist nicht nur sozialer, gerechter, sondern auch integrativer. Jeder Schüler*in hat die gleiche Chance und den gleichen Respekt verdient.
Arm oder Reich darf keine Rolle spielen. Ebenso darf die Nationalität keine Rolle spielen. Wenn Eltern der Schüler kein Deutsch sprechen, dann darf das kein Grund für schlechtere Bildung sein. Integration heißt hier für mich aber auch, dass man dann auch die Eltern mitnimmt.
Ebenso darf auch keine Rolle spielen, ob ein Kind oder Jugendliche*r eine Behinderung hat. Jedes Kind verdient die gleiche Voraussetzung. Das ist gerecht und das ist für mich echte Integration.
Und grundsätzlich muss ich sagen, dass Eltern nichts mit Hausaufgaben zu tun haben dürfen. Bildung ist die Sache der Schulen und nicht der Eltern. So gesehen wären Ganztagesschulen ohne Hausaufgaben, wesentlich gerechter.
Und von der Digitalisierung der Schulen müssen wir ja leider nicht mehr näher eingehen. Dieser Wirrwarr muss endlich aufhören. Eine Reform des Bildungsföderalismus würde auch eine bauliche Reform beinhalten. Um eine soziale und Integrative Gerechtigkeit zu erreichen, ist das System Bildungscampus perfekt. Daher sehe ich es auch Zukunftsschulmodel. Wer mehr über das Thema Bildungscampus erfahren will, kann das gerne HIER:
In der Gegenwart spielt die soziale Gerechtigkeit im Rahmen der Jugendpolitik eine große Rolle. Ausbildungsberufe im Handwerk, sozialen oder medizinischen Berufen müssen nicht nur finanziell attraktiver werden, sondern müssen auch ein viel höheres Prestige bekommen. Deshalb müssen Jugendliche, die nach der Schule sich für einen Ausbildungsberuf bemühen, gefördert werden.
Der Fachkräftemangel sollte ein wahrnendes Bespiel sein, was in den letzten Jahren verpasst wurde. Berufliche Praktika sollte an allen Schulen ab der 8. Klasse selbstverständlich sein.
Kinder- und Jugendschutz ist selbstverständlich ein wichtiges Thema. Es fängt damit an, dass Kinder und Jugendliche mehr Schutz vor Cybermobbing brauchen. Es ist zwar schwer einen Spagat zwischen Meinungsfreiheit und Kontrolle im Netz zu bekommen, aber trotzdem darf es nicht auf Kosten der Gesundheit und Sicherheit von jungen Menschen basieren. Klarnamenpflicht wäre ein konkretes Diskussionsthema dazu. Denn man muss sich irgendwann entscheiden, wo man seine Prioritäten haben will. Ich sehe es beim Schutz von Kindern und Jugendlichen.
Schutz der körperlichen und psychischen Gesundheit und Schutz vor sexuellen Straftaten hat daher auch oberste Priorität. Hierzu braucht es eine Reform des Strafrechts. Eine sexuelle Straftat etwa bei Kindern darf grundsätzlich eine Mindeststrafe von 10 Jahren niemals unterschreiten. Und warum es noch die sogenannten KO-Tropfen frei zu kaufen gibt, ist für mich nicht nur unverständlich, sondern pure politische Ignoranz, was die körperliche Unversehrtheit von Mädchen und Frauen betrifft.
Jugendpolitik ist aber auch Zukunftspolitik. Und das betrifft den Schutz der Umwelt und des Klimas. Ausstieg aus der Kohle-, Gas- oder Ölenergiegewinnung ist längst überfällig. Leider wurde es in den letzten Jahren versäumt, Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien, wie aus Sonne, Wind, Wasser oder Biogas schneller auszubauen. Das fällt uns jetzt mit dem schrecklichen und grausamen Krieg in der Ukraine auf die Füße. Was mir, als junger Mensch dabei in der heutigen Politik nicht gefällt, sind die ständigen Vorwürfe, welche Partei oder welcher Politiker da mehr Schuld daran hat. Ständige Schuldzuweisungen hilft weder der Sache noch unserer Zukunft. Eine echte Vorbildfunktion ist was anderes.
Wie soll ein junger Mensch sich sicher fühlen oder in Zuversicht seine Zukunft sehen, wenn die Politik sich nur mit parteipolitischen Spielchen zerfleischt, anstatt gemeinsam die größte Krise seit Jahrzehnten zu meistern? Bei so einer extrem großen Krisensituation brauchen junge Menschen Hoffnung für ihre Zukunft.
Nächster großer Punkt der Jugendpolitik ist die Generationsgerechtigkeit. Das letzte, was unsere Gesellschaft jetzt noch braucht, ist ein Generationskonflikt. Und dazu habe ich schon 2021 in meinem Buch gewarnt. Demos für eine bessere Klimapolitik sind wichtig, aber eine aggressive und radikalisierte Demo, wie es die „Letzte Generation“ macht, wird nur den Generationskonflikt anheizen. Was der Sache einfach nur Schaden wird.
Aber Generationsgerechtigkeit ist keine Einbahnstraße, sie gilt natürlich für beide Richtungen.
Auch ein junger Mensch wird mal älter. Somit ist selbstverständlich auch ein gerechtes und sicheres Rentensystem für junge Menschen ein Ziel. Altersarmut ist für mich in einer Demokratie, in der wir leben nicht hinnehmbar. Es darf nicht sein, dass eine Lebensleistung eines Menschen nicht gewürdigt wird. Hier erleben wir eine immer schräger werdende soziale Schieflage. Der Unterschied zwischen dem Verdienst eines Managers oder auch eines Bundesligaspielers im Gegensatz zu einer Pflegekraft oder Feuerwehrmanns ist einfach nur unrealistisch und übertrieben hoch. Hier wurde irgendwann die Bodenhaftung verloren. Es geht nicht darum, dass ein Manager mehr verdient als eine Altenpflegerin. Sondern es kommt schon auf die Größenordnung und Verhältnismäßigkeit an. Daran muss geschraubt werden.
Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ist ebenso eine Zukunftsaufgabe, inklusive einer verkehrspolitischen Transformation mit dem Ziel weniger CO2 zu produzieren. Klar hätte man schon vor sehr vielen Jahren intensiver daran arbeiten können, aber die Realität sieht nun mal anders aus. Ein sozial gerechter Anfang wäre ein garantiertes 365.-Euro-Ticket des öffentlichen Nahverkehrs und für Schüler, Studenten und Rentner wäre die Hälfte des Ticketpreises angemessen.
Das ist Jugendpolitik!
Und ich sehe es als eine enorm wichtige Herausforderung für die Zukunft.